DANIEL KNOX (US)

Der Songwriter und Komponist Daniel Knox lebt und arbeitet in Chicago, aber nicht in jenem Teil das den meisten bekannt ist. Sein Chicago ist ein anderes – eine Stadt für ihn allein, ein Mikrokosmos. Knox ist eine nachtaktive Kreatur und zieht durch eine Stadt voller dunkler Ecken und ruhiger Schönheit. Ein Ort, von Zeit unberührt, an dem die Grenzen zwischen sich und den Charakteren seiner Musik verschwimmen.

In dieser Umgebung wurde der einzigartige Sound von Knox geboren. Irgendwann fand er heraus, dass die meisten Hotels in der Innenstadt ein heruntergekommenes altes Klavier irgendwo in ihrer Lobby versteckt haben und dass in den tiefsten Stunden der Nacht ihn niemand daran hindern wird, sie zum Klingen zu bringen. Er zog von Hotel zu Hotel, von Klavier zu Klavier und fing an sich selbst zu unterrichten. So lange bis er sich seinen eigenen, unkonventionellen Stil erübte. Von dort aus begann er die Songs zu basteln, die auf seiner 2015 über Carrot Top veröffentlichten, selbstbetitelten Platte neuen Album Chasescene zu hören sind.

Es sind Lieder, tief verwurzelt in der Tradition, Geschichten über wahre Liebe und Verlust. „Murder Ballads“ treffen sich mit Shakespeares Tragödie vor dem Hintergrund des zeitgenössischen Lynch’ian Amerikas. Knox wuchs in Kinos auf und verbrachte dort mehr Zeit als die meisten Menschen in deren ganzen Leben. Derzeit arbeitet er (in der Spätschicht) als Projektionist im historischen, wunderschönen Music Box Theatre in Chicago und bemüht gelegentlich die Tasten der staubigen alten Orgel in der Ecke der Leinwand. Knoxs Einflüsse stammen nicht überraschend von hier, die filmische Sprache und cineastische Atmosphäre bestimmen seine Musik durch und durch. Speziell jene Filme von Wim Wenders, David Lynch, Errol Morris, Charlie Chaplin und Abel Gance. Gesanglich zitiert er Judy Garland, Marlene Dietrich und Maurice Chevalier. Weitere zeitgenössische musikalische Einflüsse sind Gavin Bryars, Ryuichi Sakamoto, Paolo Conte, Roberta Flack, Scott Walker, Iris Dement, Randy Newman und Moondog.

Es gibt zahlreiche bemerkenswerte Aspekte an Daniel Knox zu entdecken. Und je länger man ihn beobachtet und zuhört, umso seltsamer und faszinierender erscheinen sie. Seine Fans, zum Bespiel, finden nicht nur gefallen an seiner Musik, sondern werden komplett in seine Welt hineingezogen.

Als David Lynch 2007 mit seinem Film Inland Empire das Land bereiste, bat er um einen lokalen Musiker, der ein Stück spielen sollte, das dazu führte, dass Knox ein dröhnendes Instrumentalstück komponierte und dies vor den Augen seines Idols spielte. Auch der Musiker und Art Director David Coulter (Tom Waits, Damon Albarn, Yoko Ono) war anwesend, der Knox sofort für seine Veranstaltung „Plague Songs“ im Barbican Centre nach London einfliegen ließ. Dort spielte er vor Rufus Wainwright und The Handsome Family – mit denen Knox später zusammenarbeiten würde, ebenso wie mit Andrew Bird, Thor Harris (Swans, Bill Callahan), Richard Buckner und vielen anderen. Ein Jahr später lud Coulter Knox wieder ein, ein gewisser Jarvis Cocker war auch anwesend, und ein paar Wochen später stand er mit Knox im Studio. Jarvis steuerte Backing Vocals zu dem Album „Further Complications“ bei.

Eine dauerhafte Verbindung entstand, so ist Cocker auch auf „Chasescene“ zu hören und hilft dabei dem Song „Capitol“ durch seinen charakteristischen Gesang, nebst geisterhafte sägender Instrumentierung einen ganz speziellen Charakter zu verleihen. An anderer Stelle tritt Knox zurück und weicht Nina Nastasia, die Vocals auf „The Poisoner“ besteuert – einer großen Ballade, die aus Knoxs Originalpartitur für den gleichnamigen Film von Chris Hefner stammt. Weitere Protogonisten auf dem Album sind der Ende 2017 verstorbene Ralph Carney (Tom Waits), David Coulter, Jason Toth (The Handsome Family), um nur einige zu nennen.

 

DANIEL KNOX | CUT FROM THE BELLY

DANIEL KNOX | BLUE CAR

04.02.2018
Platoo Montag in der Scherbe:
DANIEL KNOX (US)
20:45 Uhr | Ak: 9€
Die Scherbe | Stockergasse 2 | 8020 Graz
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